Presse:
AUSGESTELLT
/ Das Triple Z zeigt Fundstücke.
Auszug aus Kunst: Kultur oder Konsum?
17.06.2003 / LOKALAUSGABE NRZ/ ESSEN
Aufgerissene
Kondomverpackungen, rosa Federn, getrocknete Blütenblätter und glänzendes Staniolpapier
bilden neben Fundstücken die "Auswahl der unausgewählten Objekte", verpackt
in 49 durchsichtigen CD-Hüllen, gestellt auf einen Tisch. Bernward Schilke und
Eva Henning gestalteten die Installation im Triple Z, Katernberger Straße 107.
Hier widmet sich die freie Künstlergruppe Wir-jetzt-hier bis zum 25. Juli dem
Thema "Ist Kunst heutzutage Kulturgut oder Konsumware?" Gut ein Dutzend Künstlerinnen
und Künstler stellen in der ehemaligen Lohnhalle der Zeche Zollverein aus. Ariyadasa
Kandege malte die Stadt Essen als comicartige Metropole, Ulrich Endrun porträtierte
die Beatles fotorealistisch in Schwarzweiß, Oliver J. Arndt setzte vergoldete
Brötchen hinter Gitter und Manfred Storp bannte Landschaften mit skurriler Perspektive
und Farbigkeit auf die Leinwand. Fotograf Christian Kruska formte Denkmäler
zum Reinbeißen: Akropolis aus Spargel, Pyramiden aus Möhren. Vladimir Landkof
zeichnete mit Ölkreide eine "Liegende" auf Fotokarton und mehrte unter dem Titel
"Geburt einer Utopie" Zeichnungen zu der Gestalt des Bundesadlers. Bernward
Schilke stellte sein "B( r )ett der Kunst" auf, das die Sinnsuche der Ausstellung
mit aufs Lattenrost geschriebenen Fragen wie "Was kann Kunst sein" auf den Punkt
bringen will.
TANKRED STACHELHAUS
24.06.2003
/ WAZ LOKALAUSGABE / ESSEN
Wenn Kulturgut zur Konsumware wird
"Wir - jetzt - hier" stellt im Triple Z aus
Von Gordon K. Strahl
Katernberg. Kunst und Konsum: 15 Künstler der Gruppe "Wir - Jetzt - Hier" suchen
in ihren Arbeiten nach Gemeinsamkeiten in dem Gegensatzpaar. Bei der Eröffnung
zur ihrer Ausstellung "Sonderkunstposten" im Triple Z trieben sie die Verbindung
auf die Spitze, indem sie Kunst verlosten und versteigerten. Ölporträts der
Beatles, Pyramiden aus Karotten, Fotografien von einem Spielcasino: Die 15 Künstlerinnen
und Künstler nähern sich dem Thema "Kunst und Konsum" mittels höchst unterschiedlicher
Ansätze. Nicht immer ist der Bezug zum Titel deutlich. Die Strichmännchen auf
Mischzeichnungen von Petra Leipold erinnern an Höhlenmalereien und können somit
noch Kunst jenseits einer von Kommerz regierten Welt aufzeigen. Bei Ariyadasa
Kandeges urbanen Gemälden scheint jedoch jede Interpretation in Richtung der
Kapitalthematik nicht passend. "Mein Thema ist die Stadt Essen", bestätigt er.
Fotograf Christian Kruska verbindet das Gegensatzpaar auf eindrucksvolle Weise.
Nahrungsmittel werden in seinen fotorealistischen Arbeiten zu den Grundelementen
von berühmten Bauwerken: Die Akropolis aus Spargel, Karottenpyramiden und Stonehenge
wird dank standfester Kartoffeln zu Potatohenge. "Ich hielt es für eine witzige
Sache, zwei Dinge in Verbindung zu setzen, die nichts miteinander zu tun haben",
so Kruska. Die Schattenseiten einer vom Geld regierten Welt stellt Jürgen G.
Bartsch in den Mittelpunkt. So spricht aus dem Bild "Mehr mehr mehr Fleisch"
eine Anti-Ästhetik, die an Johann Kresniks bildgewaltige "Jedermann"-Variante
"Everyman" erinnert. Dickbäuchige Figuren transportieren ihre vollgemästeten
Wampen auf einer Schubkarre. Die Verbindung von Kunst und Konsum spiegelte sich
auch bei der Vernissage wider. So wurden einige Drucke, die aus Müll entstanden,
zur Ware: Das Publikum konnte sie ersteigern oder bei einer Verlosung gewinnen.
"Sonderkunstposten" ist bis zum 30. Juli im Triple Z, Katernberger Straße 107,
zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags, 10 bis 18 Uhr.